The songs remain on stage, Home of Rock, 14.07.02

von Mad Zeppelin
in Presse

"... Was mich wirklich überzeugt, ist die absolut perfekte Umsetzung. Musikalisch, stimmlich wie instrumental, und vor allem stimmungstechnisch. Es wird also nicht einfach nachgespielt, man hat sich mit den Originalen beschäftigt und auseinandergesetzt, die Motivationen von Page und Plant verstanden und nicht an den Songs herumgedoktort, nur um ihnen einen eigenen Stempel zu verpassen. Schlimm genug, dass Jimmy Page seine eigenen Klassiker mit debilen Kopfsockenträgern verschandelt. ..."

Ein paar Zitate der lieben Kollegin Ilka zum Thema Coverbands und Led Zeppelin Cover im besonderen: "Solche Typen sollte man glattweg sofort und gleich kastrieren!!!!!! Ich meine alle, die Stairway... entweihen, egal in welcher Form auch immer. Ob durch covern oder kaufen solchen Schundes :-)))))". Und auf den Einwand, dass manche Versionen doch ganz ordentlich wären: "Mag ja sein, aber das gehört unter die Rubrik "Schwerverbrecher"!! Und die "Sängerin" wird von mir eigenhändig geköpft!" Und zum Thema Stairway To Heaven: "Und wer sich an diesem Stück vergreift, sollte glattweg geköpft werden. Dazu hab ich nu mal ne echt harte Meinung." Aber Ilka, manche Bands machen das doch wirklich gut: "Mag ja sein, aber alles was mit Zep zu tun hat und verunstaltet wird, da werd ich echt sauer!"

Einige Tage später pilgerte Mrs. Eisenhart zu einem Konzert der Led Zeppelin Coverband MAD ZEPPELIN nach Gotha. Vermutlich hatte sie eine alte Kalaschnikow aus NVA-Beständen im Photokoffer um dem unwürdigen Treiben ein für alle mal ein Ende zu bereiten (mögliche chirurgische Eingriffe mag ich mir nicht vorstellen... dann schon lieber Kalaschnikow). Das Unglück konnte vermieden werden weil die Band im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Leben spielte und ganz offenbar einen tollen Gig ablieferte, denn am nächsten Tag teilte mir Frau Schnipp-Schnapp-Schwanz-Ab mit, dass sie selten so eine geile Band gesehen hätte. Völlig durchgeknallt und crazy hätten sie einen exorbitanten Set hingelegt und sie wäre wirklich richtig begeistert Uns kann das nur recht sein, denn andernfalls würde unsere Ilka jetzt den Folsom Prison Blues trällern und auf Country kann sie noch weniger als auf Coverbands.

Ich gebe zu, dem Thema Coverbands stehe ich auch mit gespaltenen Gefühlen gegenüber. Mit Grausen denke ich an die üblen Bierzeltkapellen, die unbedingt Sweet Home Alabama, Rockin' All Over The World, Nutbush City Limits, Highway To Hell und Rock And Roll in ein orgiastisches Oans, zwoa, Gsuffa kulminieren lassen müssen und zweieinhalbtausend betrunkene Menschen jubeln und grölen wie vom Caroline Reiber-Datschi Affen gebissen. Aber es gab und gibt Coverprojekte, die wirklich Hand und Fuß haben.

MAD ZEPPELIN gibt es seit 3 Jahren. Sie gingen aus den Trümmern der halbwegs bekannten Band SNOWBLIND hervor und bestehen aus durchweg erfahrenen Musikern. So ist beispielsweise Sänger Roman "Evil" Erken ein bekannter Musicalsänger ("Rocky Horror Show", "Hair" und als Jesus in "Jesus Christ Superstar") und Gitarrist Ralph Glodek spielte nach SNOWBLIND in den Musicals "Hair" und "Blues Brothers". Keine Jungspunde also, denen nichts einfällt, sondern gestandene Musiker.

Sich über die Songs auf diesem Demo auszulassen wäre wirklich unnötig. Man kennt sie und man liebt sie. Dieses Demo dient auch nicht dazu, den Plattenmarkt zu erobern, sondern es soll einfach das Können der Band zeigen. Und das tut es. Die Versionen der "Verrückten" liegen sehr nahe an den Originalen. Man lässt es bei wirklich sehr geringen Veränderungen bewenden und orientiert sich auch soundtechnisch komplett an den Urfassungen.

Was mich wirklich überzeugt, ist die absolut perfekte Umsetzung. Musikalisch, stimmlich wie instrumental, und vor allem stimmungstechnisch. Es wird also nicht einfach nachgespielt, man hat sich mit den Originalen beschäftigt und auseinandergesetzt, die Motivationen von Page und Plant verstanden und nicht an den Songs herumgedoktort, nur um ihnen einen eigenen Stempel zu verpassen. Schlimm genug, dass Jimmy Page seine eigenen Klassiker mit debilen Kopfsockenträgern verschandelt.

Respekt die Herren!

Kleiner Nachtrag: Grundsätzlich sehe ich die Problematik von Coverbands immer noch. Und den echten Bonzo-Sound kriegte nur Bonzo hin. Auch wenn Volker Brecher sehr nahe dran ist.

Home of Rock, 14.07.02